Gedenkfeier zum 75. Todestag von Leo Statz
Am Mittwoch, dem 31. Oktober 2018, gedachten wir unserem Namensgeber Leo Statz anlässlich seines 75. Todestages.
Im Andenken an das Vermächtnis von Leo Statz als Düsseldorfer Bürger, Karnevalist und Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft ehrten wir ihn und sein Erbe mit einem umfangreichen Programm.
Nach der Eröffnung durch Dr. Uwe Kleinert, der an der Namensgebung 1998 mitgewirkt hat, erinnerte der Bundestagsabgeordnete Andreas Rimkus in einem Grußwort an die Notwendigkeit von Mut und Courage im Einsatz für Demokratie und Menschlichkeit. Dr. Tilman Pünder (rechts im Bild), ein Neffe von Leo Statz, bereicherte die Veranstaltung mit persönlichen Erzählungen über seinen Onkel. Dirk Jehle vom Verein der „Bilker Heimatfreunde“ fokussierte seinen Redebeitrag auf den fröhlichen Karnevalisten Leo Statz. Frau Hildegard Düsing-Krems vom Verein „Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf“ unterstrich die Bedeutung von Hilfsbereitschaft und Solidarität in unserer heutigen Gesellschaft und klagte den aus ihrer Sicht zunehmenden Rassismus gegen Andersdenkende an. Gleichzeitig stellte sie die couragierte Arbeit unserer Schule im Bereich der Menschenrechte heraus. Unsere Schülersprecherin Ikram Yatouhi betonte den Vorbildcharakter von Leo Statz für die jetztige Schülergeneration. Schulleiter Andreas Ratzmann stellte sich die Frage, wie sich unser Namensgeber heute als Schüler darstellen würde und war sich sicher, dass dieser mündige, selbstbewusste und eben nicht angepasste Mensch an unserer Schule bestens aufgehoben wäre.
Neben diesen kurzweiligen Redebeiträgen der geladenen Gäste bereicherten die Schülerinnen und Schüler die Gedenkfeier in besonderer Art und Weise. In emotionalen Theaterszenen wurden die letzte Briefe von Leo Statz sowie das anschließende Todesurteil von einer internationalen Förderklasse des Berufskollegs interpretiert. In mehreren Videoprojekten wurden das Erbe und die Bedeutung von Leo Statz für unsere Stadt und unser Land in der Gegenwart, d.h. vor dem Hinblick aktueller gesellschaftlicher Umbrüche, betrachtet. Einen feierlichen Moment der Veranstaltung bildete ein gemeinschaftlich gesungenes Lied von Leo Statz („Duze Duze Duze“). In einem abschließenden Rundgang durch eine von Schülerinnen und Schülern vorbereitete Ausstellung zum Leben und Wirken des Namensgebers begegneten sich Schüler, Gäste und Lehrer in einem persönlichen Austausch.
Leo Statz ist eines der bekanntesten Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Düsseldorf. Aber nicht, weil er aktiven Widerstand geleistet hat. Sondern, weil er als populärer Vertreter des rheinischen Brauchtums eine gewisse Unabhängigkeit gewahrt hat und deshalb für die Machthaber in Düsseldorf nicht mehr tragbar war. Als politisch aktiver Katholik stand er dem Nationalsozialismus äußerst kritisch gegenüber und gehörte keiner Gliederung der Partei an. Auch seine Karnevalslieder galten als Spitze gegen das Naziregime. Das Lied „Duze, Duze, Duze“ galt als Verunglimpfung des freundschaftliches Verhältnisses von Hitler zum italienischen Diktator Mussolini. Die Geheime Staatspolizei notierte 1939, Leo Statz hätte „bisher nichts getan, was erkennen lässt, dass er sich dem nationalsozialistischen Staat gegenüber irgendwie verpflichte fühlt.“. Leo Statz habe anlässlich einer Betriebsversammlung „am Tage der nationalen Arbeit, am Schluss nicht mit Sieg Heil auf den Führer sondern „Sieg Heil auf unser geliebtes Vaterland“ gegrüßt. Leo Statz gehörte zu den wenigen im Land, die es ablehnten, sich gleichzuschalten und sich den Mund verbieten zu lassen. Dabei war er sich bewusst, dass sein mutiges Eintreten für Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit nicht weit verbreitet war. Seine Courage bezahlte er am 1. November 1943 mit dem Tode.
Unsere Schule will mit dem heutigen Tag dazu beitragen, das Gedenken an Leo Statz wachzuhalten. Wir erinnern dabei besonders an seine Heiterkeit, seine Unangepasstheit, seinen Mut.